Characeen-Tagung 2024 in Zypern

Teil 1
Dank des Reisestipendiums der DGL war es uns drei Stipendiat:innen der Arbeitsgruppe Aquatische Ökologie der Universität Rostock möglich an der diesjährigen Characeen-Tagung auf Zypern teilzunehmen. Unsere Forschung erstreckt sich dabei von physiologischen Fragestellungen bis hin zur Artdifferenzierung und Populationsdynamik. Sie umfasst sowohl Labor- als auch Freilandarbeiten. 

Dank des Dietrich-Uhlmann-Reisestipendiums hatte ich die Gelegenheit, an der Characeen-Tagung 2024 in Zypern teilzunehmen. Im Rahmen meines Promotionsprojekts untersuche ich die Untere Makrophytengrenze von Seen, wobei ich mich auf die verschiedenen Einflussfaktoren konzentriere. Characeen spielen hierbei eine zentrale Rolle, da sie in der Lage sind, in größeren Tiefen zu wachsen und dabei häufig die Untere Makrophytengrenze bilden. Durch die Teilnahme an der Tagung verfolgte ich das Ziel, mein Wissen über Makrophyten zu vertiefen und potenzielle Unterschiede in den biotischen und abiotischen Wachstumsbedingungen im Vergleich zu Deutschland zu erkennen.

Am ersten Tag der Tagung versammelten sich die Teilnehmer:innen am Vormittag an der Frederick University in Nikosia. Nach einer kurzen Begrüßung wurden mehrere fachspezifische Vorträge präsentiert. Die Gastgeber:innen eröffneten die Tagung mit einer Übersicht über die besondere Flora Zyperns und die spezifischen Umweltbedingungen der Insel. Diese Einführung war besonders aufschlussreich, da sie die einzigartigen ökologischen Rahmenbedingungen Zyperns hervorhob. Anschließend folgten diverse Vorträge, unter anderem von uns drei Reisestipendiaten. Die Vortragsthemen waren breit gefächert und boten wertvolle Einblicke in aktuelle Forschungsarbeiten und Ergebnisse im Bereich der Characeenforschung. In der frühen Phase meiner Promotion war es für mich besonders hilfreich, einen Vortrag über das geplante Jahresmonitoring eines Sees zu halten. Die folgende Diskussion trug maßgeblich zur Planung des Projekts bei.

Paralimini-See im Osten von Zypern

Paralimini-See im Osten von Zypern (Fotos: Julien Böhm / 26.04.2024)

Am Nachmittag besuchten wir den Paralimni-See im Osten Zyperns, einen 5 km² großen, salzhaltigen See. Unser Ziel war es, Characeen zu finden, die sich an die salzhaltige, küstennahe Umgebung angepasst haben. Der salinische Einfluss des Meeres macht es besonders interessant, die Gewässertypen Zyperns zu untersuchen. Die anhaltende Trockenheit führte dazu, dass der Wasserstand des Sees zu diesem Zeitpunkt (Anfang April 2024) stark abgesunken war und evtl. dadurch leider keine Characeen gefunden wurden. In einem kleinen Nebenbecken konnten jedoch einige Individuen nachgewiesen werden. Der letzte Halt des Tages war am AchnaDamm, einem 1988 erbauten Staudamm zur Wasserspeicherung. In der Umgebung des Staudamms gedeiht eine Vielzahl von Pflanzen. Aus diesem Grund wurde das Gebiet im März 2008 als besondere Schutzzone im Rahmen des Projekts "Natura 2000" ernannt. 

Achna-Damm

Achna-Damm (Foto: Julien Böhm / 26.04.2024)

Die Teilnahme an der diesjährigen Tagung in Zypern ermöglichte es mir, mein Wissen über Makrophyten, insbesondere Characeen, zu erweitern und mich mit zahlreichen Experten auszutauschen. Diese Gelegenheit zu Beginn meiner Promotion miterleben zu können war von großem fachspezifischem Nutzen und legte ein wichtiges Fundament für meine weiteren Forschungen. 

Alena-Maria Maidel

Characeen-Tagung 2024 in Zypern

Teil 2
Die Unterstützung durch das Dietrich Uhlmann-Reisestipendium der DGL e.V. ermöglichte auch mir die Teilnahme an der diesjährigen Characeen-Tagung auf Zypern. In meinem Dissertationsprojekt beschäftige ich mich mit dem CO2-Aufnahmemechanismus und der Osmo-/Ionenregulation von Chara braunii. Da ich diese Algen im Labor unter möglichst standardisierten Bedingungen kultiviere, ist es für mich ein wertvoller Einblick Characeen auch in ihrem natürlichen Habitat zu finden, um eine umfassendere Einschätzung über das tatsächliche Vorkommen und die Übertragbarkeit meiner Forschung treffen zu können. Die diesjährige Characeen-Tagung auf Zypern bot dafür eine hervorragende Gelegenheit.

Am 2ten Tag der Tagung ging es weiter mit der Exkursion zu vier Standorten an zwei verschiedenen Flüssen. Zuerst wurde ein Halt an dem Fluss Ezousa gemacht, welcher sich im Bezirk Paphos befindet und das ganze Jahr über Wasser trägt und auch in den Sommermonaten nicht trockenfällt, wie es für viele andere Flüsse auf Zypern typisch ist. Das Umland dieses Flusses hat über die Jahre das Ezousa-Tal geschaffen, welches heute Teil des Programms „Natura 2000“ ist und unter Schutz steht. Bei dieser Exkursion wurden mehrere verschiedene Characeen-Arten gefunden, welches ein Highlight für viele der Teilnehmer:innen war, da Characeen in Deutschland vorwiegend in stehenden Gewässern gefunden werden. Nachdem Proben für genauere, spätere Bestimmungen und zum Herbarisieren genommen wurden, ging die Exkursion weiter an den zweiten Fluss; Diarizos. Dieser Fluss ist der viertgrößte Zyperns und fließt ebenfalls in den Bezirk Paphos. Am Diarizos wurden drei Standorte beprobt, worunter die erste Stelle einen unregelmäßigen Wasserfluss aufweist und die anderen Stellen dauerhaft Wasser führen. Auch hier wurden an jeder der drei beprobten Standort verschiedene Armleuchteralgen gefunden.

Diarizos Fluss

Diarizos Fluss (Foto: Carolin Heise).

Ziel meiner Teilnahme an diesem Meeting war es weitere Einblicke über das Vorkommen verschiedenen Characeen zu erhalten und mich über persönliche Erfahrungen mit weiteren Teilnehmer:innen der Tagung auszutauschen. Ein persönliches Highlight dabei war für mich auch der Austausch über phylogenetische Analysen von Characeen, da ich derzeit an einem ähnlichen Projekt arbeite. Zusammenfassend war die Reise nach Zypern eine sehr bereichernde Erfahrung. Ich habe viel mitgenommen und bin sehr froh, dieses Wissen in den letzten Zügen meines Projektes anwenden zu können.

Carolin Heise

Characeen-Tagung 2024 in Zypern

Teil 3
Wie auch meinen beiden Kolleginnen wurde mir durch das Reisestipendium der DGL e.V. die Teilnahme an der diesjährigen Characeen-Tagung ermöglicht. Im Rahmen meiner Promotion forsche ich an den Verwandtschaftsverhältnissen und dem Einfluss von abiotischen Faktoren auf die Physiologie von verschiedenen Characeenarten. Die Tagung bot mir die Gelegenheit, einen Vortrag über den Einfluss von Temperatur und Licht auf die Physiologie von Sphaerochara canadensis sowie die Verbreitung dieser Art zu halten. Die darauffolgende Fragerunde und Diskussion eröffneten mir neue Blickwinkel für die Interpretation meiner Daten. Darüber hinaus konnte ich während der Exkursion Characeen-Arten für die Kultivierung in Rostock sammeln, um sie für zukünftige Versuche und Untersuchungen zu nutzen.

Der dritte Tag unserer Exkursion führte uns zunächst zum Limasol-Salzsee. Ein möglicher Fund von Chara canescens blieb hier jedoch aus. Der Salzgehalt war so hoch, dass sich auf dem Sediment eine Salzkruste gebildet hatte. Im nahegelegenen Despotiki-See konnten wir ebenfalls keine Characeen finden. Auf dem Weg zu unserem nächsten Exkursionspunkt wurden wir dann aber in einem Straßengraben fündig: Neben Lamprothamnium papulosum, konnten wir hier auch Chara canescens feststellen. Dieser Fund war besonders erfreulich für unsere Kollegin Johanna Weitzel, die sich europaweit im Rahmen des Biodiversa+ Projektes ProParts mit der Identifikation und Charakterisierung von Chara canescens-Standorten sowie der Populationsökologie beschäftigt. Der letzte Stopp des Tages führte uns schließlich ins militärische Sperrgebiet der Basis Akrotiri. Hier konnten wir in einem Strandsee und kleineren Kiesgruben weitläufige Bestände an Lamprothamnium papulosum identifizieren, das sich durch sein Vorkommen in brackischen und küstennahen Gebieten auszeichnet.

Exkursionsteilnehmer untersuchen eine Kiesgrube mit Lamprothamnium papulosum

Exkursionsteilnehmer untersuchen eine Kiesgrube mit Lamprothamnium papulosum(Foto: Julien Böhm)

Am Vormittag des letzten Tages gab es schließlich noch die Möglichkeit, gesammeltes Material im Labor der Frederick University zu bestimmen. Besonders war hier die Möglichkeit, einen bald neu erscheinenden europaweiten Bestimmungsschlüssel für Characeen von Klaus van de Weyer, Roman Romanov und Irmgard Blindow zu testen. Abschließend führte uns der letzte Exkursionstag zu den Larnaka- und Soros-Salzseen sowie zum Boroklini-See. In keinem dieser Gewässer konnten wir Characeen finden.

Bestimmung von gesammeltem Material in der Frederick University

Bestimmung von gesammeltem Material in der Frederick University (Foto: Julien Böhm)

Zusammenfassend war die Teilnahme für mich persönlich ein voller Erfolg. Neben dem bereits erwähnten Austausch über meinen Vortrag ermöglichte mir die Vielzahl an Gesprächen mit Kolleg:innen von verschiedenen Universitäten und Instituten eine Erweiterung meines Wissenshorizonts. Ich bin mir sicher, dass die vielen neu geknüpften Kontakte mir in Zukunft bei meinen Projekten helfen werden. Ich blicke sehr gerne auf die Tagung in Zypern zurück und freue mich bereits auf die kommende Tagung im nächsten Jahr. 

Julien Böhm
 
Resümierend möchten wir uns hiermit herzlich bei der DGL e. V. für die finanzielle Unterstützung bedanken, die es uns möglich gemacht hat an dieser Tagung teilzunehmen! 

ETAC Europe 34th Annual Meeting 2024

Vom 5. bis 9. Mai 2024 fand in Sevilla (Spanien) das 34th Annual Meeting der Society of Environmental Toxicology and Chemistry (SETAC) Europe statt. Dank der Unterstützung durch das Dietrich Uhlmann-Reisestipendium der DGL konnte ich zu dieser Tagung reisen, die mit über 3000 Teilnehmer:innen aus Industrie, akademischer Forschung und Behörden nicht nur meine größte Tagung, sondern auch die bisher größte Tagung der SETAC Europe war.

Unter dem Titel „From Ecotoxioclogy to Ecology: Changes in Macroinvertebrate Communities Along a Toxicity Gradient“ habe ich in einem Vortrag die Forschungsergebnisse meiner Promotion und des damit verbundenen DECIDE-Projekts einem internationalen Publikum vorgestellt. Mein Vortrag und die übergeordnete Session „Bridging the Gap between Exposure, Ecotoxicology and Ecology – Identifying and Regulating the Impact of Chemical Pollution on Biodiversity“ konnten den Austausch zwischen Ökotoxikologen und Ökologen fördern und den Nutzen der Betrachtung beider Disziplinen hervorheben. Eine wichtige Thematik, da in der Ökotoxikologie und Ökologie derzeit leider noch häufig recht isoliert voneinander geforscht wird. Außerdem nahm ich auf der Tagung noch an einem Workshop zum Thema „Environmental Forensics“ teil, in dem aktuelle Methoden zum Fingerprinting und zur Quellenzuordnung von Umweltschadstoffen vorgestellt wurden.

Insgesamt war die Tagung sehr gut organisiert und aufgrund ihrer Größe für mich sehr beeindruckend. Unter dem übergeordneten Thema „Science-Based Solutions in Time of Crisis: Integrating Science and Policy for Environmental Challenges” wurden zu 82 Themengebieten und in bis zu sieben parallelen Sessions etwa 500 Vorträge und 2.300 Poster präsentiert. Hinzu kamen drei Plenarvorträge zum Einfluss des Klimawandels auf die Auswirkungen chemischer Belastung auf Süßwasserökosysteme, einem Aufruf zu einer engeren Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Regulatorik sowie einem Aufforderung zu mehr Integrität in der Wissenschaft und Förderung der Guten Wissenschaftlichen Praxis. Abgerundet wurde das Rahmenprogramm durch mehrere Workshops, Treffen verschiedener Interessensgruppen und einen sehr unterhaltsamen Science Slam.

Dem Tagungsort entsprechend versuchten die Organisator:innen auch etwas von dem andalusischen Flair, den Sevilla mit seiner Altstadt und den über 30°C Außentemperatur bei strahlendem Sonnenschein mit sich bringt, in die Tagung einfließen zu lassen. So wurde die Tagung beispielsweise mit einer etwa 15-minütigen Flamenco-Show eröffnet und das Mittagsessen war geprägt von vielen Tapas und einer sehr fisch- und meeresfrüchtelastigen Küche.

Die nächste Tagung der SETAC Europe wird vom 11. bis 15. Mai 2025 in Wien stattfinden.

Sebastian Heß

Micro2024 Konferenz auf Lanzarote

Vom 23. bis 27.09.2024 habe ich meine Forschung zu Plastikverschmutzung auf der Micro2024 Konferenz auf Lanzarote vorgestellt. Die Micro ist die größte internationale Konferenz zu Plastikverschmutzung und findet alle zwei Jahre statt, wobei sie die letzten Jahre wegen der Corona Pandemie online durchgeführt wurde. Die Konferenz fand im Atlántida Cinema complex in Arrecife, der Hauptstadt von Lanzarote, statt. Lanzarote ist eine von Vulkanen geprägte kanarische Insel, die zu Spanien gehört und vor der Küste Westafrikas liegt. Die DGL hat mich bei meiner Reise mit einem Reisekostenstipendium in Höhe von 600 € unterstützt. 

Am 26.09.2024 habe ich meinen 10-minütigen Vortrag mit dem Titel Plasticrust generation and degeneration in rocky intertidal habitats contribute to microplastic pollution gehalten. Außerdem habe ich ein Poster zu unserer Plastik-Forschung in Ästuaren vorgestellt (Titel: Frequent observations of plastic forms in the Ariho River estuary, Honshu, Japan). Beide Beiträge haben unsere Forschung zu neuen geologischen Plastikformen gezeigt. Bei Plasticrusts handelt es sich um Krusten, die durch Abrieb von Plastik auf Felsen der Gezeitenzone entstehen und bei meinem Poster bin ich auf Pyroplastic (geschmolzenes Plastik steinartigen Aussehens) und Plastiglomerate (Plastik, das z. B. mit Steinen verschmolzen ist,) eingegangen. Das Poster ist veröffentlicht und kann unter dem folgenden Link gefunden werden: https://doi.org/10.6084/m9.figshare.27103066.v1.

Auf der Konferenz wurden viele verschiedene Themen aus Bereichen wie der Ökotoxikologie, aber auch Nanoplastik und Politik vorgestellt. Ich hatte daher die Möglichkeit umfassende Einblicke in die aktuelle internationale Forschung zu Plastikverschmutzung zu bekommen und mich mit vielen Kolleginnen und Kollegen auszutauschen. Nach der Konferenz hatte ich dann auch die Möglichkeit noch einen Ausflug auf Lanzarote zu machen und die interessante, raue Landschaft zu erkunden.

Sonja Ehlers

AGU 2024 – What’s Next for Science?

Dank des Dietrich-Uhlmann-Reisestipendiums konnte ich im Dezember an der AGU-Konferenz in Washington, D.C., teilnehmen. Dort präsentierte ich ein Poster mit dem Titel: „Sediment Phosphorus Release is impacted by Drought Intensity, Inundation History, and Microbial Activity in River-Floodplain Systems“. Die Konferenz bot mir die Gelegenheit, die neuesten Erkenntnisse aus meinem Promotionsprojekt mit einem internationalen Publikum zu diskutieren und Rückmeldungen von Fachkolleg:innen aus aller Welt zu erhalten.

Die AGU 2024 zählte über 25.000 Teilnehmende, die ihre Forschung zu Themen wie Hydrologie, Biogeochemie und planetaren Wissenschaften vorstellten. Neben fachspezifischen Diskussionen, etwa über den Einfluss von Nährstoffen auf limnische Ökosysteme, kam es auch zu interdisziplinären Gesprächen – beispielsweise mit Wissenschaftler:innen, die Phosphor auf dem Mars suchten. Unter dem Motto „What’s Next for Science“ richtete die Konferenz den Fokus nicht nur auf aktuelle Forschungsergebnisse, sondern auch auf drängende Zukunftsfragen: Nachhaltigkeit, Klimawandel und die Auswirkungen aktueller politischer Entwicklungen auf die Wissenschaft waren dabei zentrale Themen. Das Wetter in Washington, D.C., unterstrich die Dringlichkeit dieser globalen Herausforderungen, denn die Temperaturen schwankten während der Konferenz zwischen -5 °C und 20 °C.

Neben ernsten wissenschaftlichen Themen sorgte die AGU 2024 auch für Momente der Leichtigkeit: In der „Pawcitivity Lounge“ konnte man sich zwischen aufgeregten Hundewelpen vom Konferenztrubel entspannen – eine willkommene Abwechslung inmitten des intensiven Programms. Die Teilnahme an der AGU 2024 war eine unvergessliche Erfahrung, die mir nicht nur neue wissenschaftliche Impulse, sondern auch internationale Kontakte und spannende Einblicke in die mögliche Zukunft der Wissenschaft brachte.

Michele Meyer