Reiseberichte 2023

SETAC Europe 33rd Annual Meeting in Dublin
Ich habe Anfang Mai am jährlich stattfindenden SETAC Europe Meeting (Society of Environmental Toxicology and Chemistry) in Dublin teilgenommen. Unter dem Motto „Data-driven environmental decision-making“ versammelten sich vom 30 April - 4 May 2023 in Dublin, Ireland Forschende aus dem akademischen Sektor sowie der Industrie aber auch Vertreter:innen diverser Behörden. Somit bot das Meeting eine große, branchenübergreifende Plattform zum Austausch im Bereich der Ökotoxikologie und Umweltchemie.
Ziel meiner Teilnahme an diesem Meeting war es den Nutzen limnologischer Modelle hervorzuheben. Während Micro- und Mesocosm Experimente in der Ökotoxikologie beziehungsweise im Risk Assessment von Pestiziden eine breite Anwendung finden, fokussiert sich ökotoxikologische Modellierung häufig auf kleinskalige Prozesse. Ökologische Interaktionen, wie sie in Micro- und Mesocosmen vorkommen, werden dabei aber vernachlässigt. Hierfür bot sich die Postersession Aquatic Model Ecosystems and Aquatic Ecosystem Models: How Can They Be Used to Support Ecological Risk Assessment of Chemicals? an, in der ich ein Poster über meine neueste Veröffentlichung vorstellte, welche in enger Zusammenarbeit mit Gregorio A. López Moreira M. unter Leitung von Sabine Hilt am IGB Berlin entstanden ist (A. López Moreira M. & Polst et al. 2023. Frontiers in Plant Science, doi: 10.3389/ fpls.2023.1120441). Dabei haben wir ein Microcosm Experiment mit einem prozess-basierten Modell kombiniert, welches auf bereits etablierten limnologischen Modellen beruht. Durch den Vergleich verschiedener Szenarien innerhalb dieses Modells konnten wir Rückschlüsse auf die Interaktion und die Herbizidsensitivität verschiedener phototropher Gruppen ziehen. Neben dem üblichen Aushang in der Postersession konnte ich mein Poster noch gesondert mit einem kurzen Vortag in einer Postercorner vorstellen. Zusammen mit den Beiträgen anderer Teilnehmer:innen dieser Session wurde die Entwicklung und der weitere Bedarf an Modellierungsansätzen von Micro- und Mesocosm Experimente in der aquatischen Risikobewertung deutlich.
Neben der Präsentation meiner eigenen Arbeit nahm ich an verschiedenen Aktivitäten teil, zum Beispiel am Treffen der Plant Interest Group der SETAC. Dieses Treffen bot wertvolle Einblicke in die aktuellen Trends und Herausforderungen in der pflanzenorientierten ökotoxikologischen Forschung und ermöglichte es mir direkt weitere Kontakte innerhalb dieses Themengebiets zu knüpfen. Es kam mir entgegen, dass es sich hier hauptsächlich um Themen mit aquatischem Bezug handelte, denn hier scheint das Risk Assessment weiter fortgeschritten zu sein als bei terrestrischen Pflanzen. Zusammenfassend war mein Besuch auf der SETAC-Konferenz äußerst produktiv und lohnend, durch die große Anzahl der Teilnehmer:innen (>2000) und das dichte Programm aber auch sehr anstrengend. Die Präsentation meines Posters in der Postercorner und das Treffen der Plant Interest Group waren meine persönlichen Highlights. Ich konnte den Nutzen limnologischer Modelle in der Ökotoxikologie hervorheben und weiterführende Kontakte in diesem Themengebiet knüpfen.
Ich bedanke mich sehr herzlich bei der DGL e.V. für die finanzielle Unterstützung dieser Reise.
Bastian Polst

SEFS13 in Newcastle
Dank der Förderung durch das Dietrich Uhlmann-Reisestipendium der DGL konnte ich zum 13th Symposium for European Freshwater Sciences (SEFS13) reisen. Die Tagung wurde gemeinsam von der Freshwater Biological Association (FBA) und der European Federation for Freshwater Sciences (EFFS) organisiert und fand vom 18. bis 23. Juni 2023 in Newcastle Upon Tyne (England) statt. Nachdem die SEFS12 noch virtuell stattfinden musste, wurde die Tagung wieder als reine Präsenzveranstaltung geplant. Mehr als 420 Teilnehmer:innen folgten dem Aufruf und reisten persönlich zum Tagungsort, der Newcastle University, an.
Ich habe einen Vortrag in der Session „Understanding ecological complexity of freshwaters under a chemical stress context“ gehalten. Unter dem Titel „Ecology meets toxicology: Investigating changes in benthic invertebrate communities along toxicity gradients“ konnte ich Forschungsergebnisse meiner Promotion und dem damit verbundenen DECIDE-Projekt einem internationalen Publikum vorstellen und diskutieren. Insgesamt ermöglichte die Tagung mit fast 100 Postern und zahlreichen Vorträgen an vier Tagen und bis zu sieben parallelen Sessions den wissenschaftlichen Austausch auf internationaler Ebene. Sechs Plenarvorträge gaben wichtige Impulse für die aktuelle Forschung, beleuchteten aber auch die Rolle und Verantwortung von Wissenschaftler:innen jenseits der reinen Forschung. Neben dem fachlichen Austausch förderte ein breites Rahmenprogramm mit einem Exkursionstag am Mittwoch, einem Galadinner un weiteren Abendveranstaltungen die Vernetzung und den Austausch mit anderen Wissenschaftler:innen.
Bei der Planung und Durchführung der SEFS13 legten die Organisatoren Wert auf Nachhaltigkeit. So gab es eine rein vegane Verpflegung, Einwegplastik wurde vermieden und eine Konferenz-App sollte Papier und Druckertinte sparen. Neben dem Abruf des Programms, der Abstracts und der Poster, konnte die App auch als digitales Notizbuch und zur Vernetzung und Austausch genutzt werden. Darüber hinaus wurde eine Umfrage unter allen Teilnehmer:innen über ihre An- und Abreise durchgeführt, um den gesamten CO2-Fußabdruck der Tagung berechnen zu können. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse sollen für die Planung zukünftiger Tagungen genutzt werden. Die nächste SEFS-Tagung ist für 2025 in Bolu (Türkei) geplant.
Sebastian Heß

SEFS13 in Newcastle
Vom 18.-24. Juni 2023 fand die SEFS13 (Symposium for European Freshwater Sciences) in Newcastle upon Tyne, U.K., statt. Das Dietrich-Uhlmann-Reisestipendium der DGL ermöglichte mir die Teilnahme mit einem Beitrag über die Entwicklung der Makrozoobenthos-Gemeinschaft der Oberelbe über fast 30 Jahre, worüber ich mich als ehemalige Studentin von Dietrich Uhlmann besonders freue. Meinen Vortrag mit dem Titel: “An eventful history of ecosystem recovery and destabilisation: impacts of biological invasions, climate change and other stressors on a temperate river” habe ich am Montagabend an letzter Stelle in der Klimawandel-Session gehalten und trotz der späten Stunde gab es einige konstruktive Fragen aus dem Publikum.
Allerdings war nach der Session wenig Zeit, da unmittelbar darauf das Board Meeting der EFFS (European Federation for Freshwater Sciences) stattfand, an dem ich zwar nicht als nationale Delegierte, aber als Mitglied in einer EFFS-Arbeitsgruppe (WG 1 Scientific) teilnehmen wollte. Dort wurde auch die kleinere Aufgabe, an der ich beteiligt bin, kurz mit dem Stand der Dinge vorgestellt. Es handelt sich um die Vorbereitung einer EFFS-weiten Umfrage für einen zukünftigen Pool von Expert:innen, die Fragen von Seiten der Presse, NGO’s, Behörden usw. zu aktuellen Problemen zeitnah und fundiert beantworten können. In den darauffolgenden Tagen konnte ich den Umfrageentwurf mit der Hilfe von Mary Kelly-Quinn und Antonio Camacho soweit finalisieren, dass nun ein interner Testlauf in den EFFS-Arbeitsgruppen folgt. Auch wenn online-Zusammenarbeit heute unverzichtbar ist, hat mir das wieder einmal gezeigt, dass die Zusammenarbeit in Präsenz eben doch manchmal unkomplizierter und vor allem schneller ist − und wie wichtig und schön es ist, sich persönlich zu treffen. Auch zum Knüpfen neuer Kontakte für künftige Zusammenarbeit gab es in den folgenden Tagen für mich viel Gelegenheit.
Plenarvortrag David Tickner Fotor: S. Worischka
Die Tagung insgesamt war, abgesehen von etwas Organisations-Chaos im Vorfeld und dem gänzlichen Fehlen von Kaffee zwischen 11.30 und 16.45 Uhr (!), sehr gelungen, mit vielen interessanten und qualitativ guten Vorträgen. Es gab außerdem ein spannendes Programm von Plenarvorträgen zu aktuellen Themen. Das Spektrum reichte hier von neuen theoretischen Konzepten über Stressoren, Stoffkreisläufe und Management-Beispiele bis hin zur Genderproblematik in der Forschung. Besonders inspirierend fand ich den Vortrag von David Tickner, Berater des WWF-UK: “Have we bent the curve yet? Or, how a sane approach to freshwater science can help restore global biodiversity.” Er zeigte sehr konkrete Empfehlungen auf, wie sich Limnologen aktiver für die Erhaltung der noch verbliebenen Biodiversität einsetzen können und sollten. Das Foto zeigt die Zusammenfassung seines Vortrags. In der anschließenden Diskussion wurden berechtigte Bedenken über begrenzte Möglichkeiten z. B. junger Wissenschaftler:innen am Anfang ihrer Laufbahn geäußert. Auch später wurden die „Thesen“ noch rege und teilweise kontrovers diskutiert auch. Mich hat der Plenarvortrag eher positiv motiviert, da ich mich besser damit fühle, aktiv zu sein und den größten mir möglichen Beitrag zu leisten, als im Elfenbeinturm zu resignieren. Ich habe mir u. a. vorgenommen, an Abgeordnete zu schreiben und überhaupt noch mehr Möglichkeiten als bisher zur Wissenschaftskommunikation zu nutzen.
Susanne Worischka

Forschungsaufenthalt an der UC Berkeley in Kalifornien
Im vergangenen Jahr erhielt ich im Rahmen meines Masterstudiums die einzigartige Gelegenheit, im Hinblick auch auf meine Abschlussarbeit einen Forschungsaufenthalt an der UC Berkeley in Kalifornien zu absolvieren. Dieses Vorhaben wurde großzügig von der DGL mit einem Reisekostenstipendium unterstützt, wofür ich außerordentlich dankbar bin. Mein aufrichtiger Dank gilt auch Alexander Wacker, einem Mitglied der DGL und meinem Professor in Deutschland, dessen Offenheit und Unterstützung dieses Vorhaben erst ermöglichten.
Der Zweck meines Aufenthalts war die Untersuchung der veränderten Dynamik von Flussläufen aufgrund des durch den Klimawandel bedingten Rückgangs der Schneedecke und der frühen Schneeschmelze. Mein Ziel war es, die Auswirkungen dieser neuen Umweltbedingungen auf die biologische Organisation, insbesondere auf die Lebensgeschichte und Phänologie bestimmter Zuckmücken in hoch gelegenen Flüssen, zu verstehen.
Im August begann mein Aufenthalt, und ich wurde herzlich vom "Freshwater Ecology Lab" der UC Berkeley empfangen. Vor Ort bestand meine Haupttätigkeit darin, Proben aus den Fluss-Mesokosmen zu sortieren, Zuckmücken unter dem Mikroskop zu selektieren, zu bestimmen und zu vermessen. Den daraus resultierenden Datensatz werde ich in den kommenden Monaten analysieren und hoffe, die Ergebnisse bald zu veröffentlichen oder auf der nächsten Tagung zu präsentieren.
Die Arbeit führte mich auch ins Feld, wo ich mehrere Tage in der Sierra Nevada verbrachte, um Sensoren in Flussläufen zu platzieren. Die Natur dieses kalifornischen Gebirges war beeindruckend, und ich konnte viel von meinen Kolleg:innen vor Ort lernen. Die riesigen Mammutbäume und die Rolle von Feuern in diesen Ökosystemen waren besonders faszinierend. Mein Bewusstsein für Sicherheit während der Feldarbeit hat sich ebenfalls stark verändert, da Gefahren wie Klapperschlangen, Bären und die Gifteiche, die bei Berührung Hautreizungen hervorruft, beachtet werden mussten.
Neben der Arbeit hatte ich auch die Möglichkeit, eine Vielzahl von Fachvorträgen zu besuchen, die von den drei Professoren, die sich mit aquatischer Ökologie an der UCB beschäftigen, organisiert wurden. Eine Vorlesungsreihe zu Zeitreihenanalysen habe ich ebenfalls besucht.
Auch in meiner Freizeit habe ich tolle Erfahrungen sammeln können und so war ich z. B. im berühmten "Monterey Bay Aquarium", das eine unglaubliche Vielfalt von Meereslebewesen beherbergt. Nachhaltig beeindruckt hat mich auch das Schutzgebiet „Point Reyes National Seashore" in dem ich einen ganzen Tag wandern war und wo ich Seelöwen, Kojoten, Rehe und unzählige Wasservögel bestaunen durfte.
Drei Tage vor Weihnachten ging dann mein Aufenthalt in den USA auch leider schon wieder zu Ende. Während meiner Zeit vor Ort habe ich nicht nur tolle Forschung betreiben und unglaublich viel lernen dürfen, sondern es werden vor allem die Begegnungen sein, die mir in Erinnerung bleiben werden. Neue Freundschaften wurden geschlossen, und ich durfte interessante Persönlichkeiten kennenlernen und ich bin mir ganz sicher, dass dies nicht mein letzter Aufenthalt in den USA war. Meine Reise hat mich unglaublich weiter gebracht in meinem beruflichen akademischen Werdegang, aber auch im privaten. Berkeley habe ich mit einem reichen Erfahrungsschatz verlassen und bin sehr dankbar für die Unterstützung auf meinem Weg.
Tim Jäger