Veranstaltungsberichte

Zweiter Bestimmungskurs für die Algen des „Phytobenthos ohne Diatomeen (PoD)“ an der Universität Göttingen vom 17. bis 19. September 2025
Die pflanzlichen Komponenten zur Beurteilung des ökologischen Zustands der Fließgewässer nach EU-Wasserrahmenrichtlinie werden in Deutschland mit dem Phylib-Verfahren und seinen Teilkomponenten Makrophyten, benthische Diatomeen und Phytobenthos ohne Diatomeen (PoD) bewertet. Dabei behandelt die Teilkomponente des PoD die Lebensgemeinschaft der im Gewässerbett wachsenden Algen sehr unterschiedlicher taxonomischer Gruppen mit einer großen Vielfalt von Arten und Wuchsformen. Diese Vielfalt stellt Probenehmer und Bearbeiter vor große Herausforderungen, zumal die Literatur divers und die Möglichkeiten, sich über diese Algen zu informieren, begrenzt sind.
Um einer größeren Anzahl von Interessenten Informationen und Hilfen zu geben, fand in Kooperation mit dem Institut für Experimentelle Phykologie und Sammlung von Algenkulturen (EPSAG) der Universität Göttingen mit Unterstützung der DGL vom 17. bis 19. September 2025 ein Kurs als Einführung in die Bestimmung wichtiger Arten und in die Bewertung mit dem PHYLIB-Verfahren statt. 2018 konnte schon einmal am selben Ort ein von der DGL geförderter Kurs angeboten werden. Ein zeitnah für 2020 geplanter weiterer Kurs fiel dann leider der Corona-Pandemie zum Opfer, auch 2022 war noch nicht ausreichend Corona-sicher für eine konkrete Planung. Inzwischen wurde das Phylib-Verfahren grundsätzlich überarbeitet, und mit Phylib-FG 7.0 steht nun ein deutlich verbessertes Tool zur Verfügung, ein Anlass, einen Neustart derartiger Kurse zu versuchen.
Das Interesse am Kurs war überwältigend, bereits nach kurzer Zeit waren alle zunächst 20 angebotenen Plätze belegt. Durch Erweiterung des Kursleitungsteams von ursprünglich zwei auf drei Personen (Dr. Antje Gutowski, Dr. Lydia King und Sabine Schiffels) konnte schließlich 29 Teilnehmer eine Zusage erteilt werden. 72% der Teilnehmer kamen aus Büros und 18% aus wasserwirtschaftlichen Behörden bzw. einer Universität. Etwas mehr als die Hälfte war selbstständig tätig, die Übrigen standen in Angestelltenverhältnissen. Teils waren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer schon mit Probenahmen und Bestimmungen des PoD vertraut und strebten eine Fortbildung in dem Bereich an, andere wollten den Kurs zum Einstieg in das Thema der Gewässerbewertung mit dem PoD nutzen.
Den Kursteilnehmerinnen und -teilnehmern stand eine große Vielfalt unterschiedlichen Algenmaterials aus den verschiedensten Fließgewässertypen zur Verfügung. Durch einführende Präsentationen im Verlauf des Kurses konnten sie Bestimmungskenntnisse erlernen, erproben bzw. erweitern. Am zweiten Tag ging es ins Gelände zur Demonstration der Probenahme an zwei Stellen der Grone. Dieser urban geprägte Bach nahe Göttingen ist im Oberlauf durch die nahe Trinkwasserquelle geprägt und im Unterlauf nahe der Mündung in die Leine durch das Stadtgebiet beeinflusst. Das dort aufgesammelte Material wurde anschließend im Kursraum mikroskopiert und bestimmt. Abschließend wurde eine Bewertung der beiden Gewässerabschitte nach PHYLIB durchgeführt, wobei die Vorteile und Schwierigkeiten einer Bewertung mit Hilfe des PoD deutlich und offen diskutiert wurden. Insgesamt gab es viel Zeit zum Mikroskopieren und zur teils detaillierteren Nachbearbeitung des Materials.
Der Kurs fand in Räumlichkeiten der Universität Göttingen statt. In dem unmittelbar am Alten Botanischen Garten gelegenen Kursraum des Albrecht-von-Haller-Instituts für Pflanzenwissenschaften fanden die Teilnehmer optimale Bedingungen vor. Jeder konnte einen gut ausgestatteten Arbeitsplatz in Anspruch nehmen. Hinzu kam die sehr engagierte Unterstützung durch die Mitarbeiterinnen der EPSAG, die als zusätzliches „Highlight“ noch beeindruckende Führungen durch die Sammlung für Algenkulturen anboten, die eine der drei größten Sammlungen weltweit ist und Material für Wissenschaftler aus aller Welt zur Verfügung stellt.
So gingen die Kurstage wie im Nu vorbei. Die Teilnehmer hatten beim Gang zum Mittagessen in die Mensa „Universitätsluft“ geschnuppert und viele Aspekte über die Algen im Allgemeinen und das PoD im Besonderen kennengelernt. Abends traf man sich teils in einem Restaurant in der schönen Altstadt von Göttingen zum gemütlichen Beisammensein und netten Gesprächen.
Unser herzlicher Dank geht an den Leiter der EPSAG, Prof. Dr. Thomas Friedl, und die Kuratorin der Sammlung, Dr. Maike Lorenz, die uns intensiv betreut und unterstützt haben. Unser Dank geht natürlich auch an die DGL, die uns auf ihrer Homepage eine Ankündigung des Kurses ermöglichte und uns finanziell unterstützt hat, so dass die Kosten für die Teilnehmer im Rahmen blieben. Die Rückmeldungen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer zum Kurs waren sehr positiv. Weitere Kurse mit intensiveren Diskussionsmöglichkeiten über Bestimmungsprobleme wurden gewünscht.
Antje Gutowski
