Prof. Dr. Hartmut Bick

Am 28.11.2024 starb im Alter von 95 Jahren Prof. Dr. Harmut Bick, ein national und international hoch geschätzter Wissenschaftler, Hochschullehrer und Berater politischer Entscheidungsträger.
Hartmut Bick wurde am 20. August 1929 in Siegen geboren und wuchs im Siegerland, Bergischen Land und Köln auf. Sein Studium der Botanik, Zoologie und Bodenkunde an der Rheinischen Friedrich-Wilhelm-Universität Bonn schloss er 1957 mit der Promotion zum Dr. rer. nat. ab. 1964 habilitierte er sich, wurde Dozent und Professor am Zoologischen Institut. 1972 wurde er zum ordentlichen Professor ernannt und Direktor des Instituts für landwirtschaftliche Zoologie und Bienenkunde, später auch Dekan der Landwirtschaftlichen Fakultät der Universität Bonn (1982/1983). Aufgrund seiner fakultätsübergreifenden Arbeit war er seit 1990 Mitglied sowohl der landwirtschaftlichen wie der mathematisch-naturwissenschaftlichen Fakultät.
Hartmut Bicks wissenschaftlicher Schwerpunkt waren die Ökologie und die Limnologie. Seine limnologischen Forschungen im Rahmen der Promotion und Habilitation lagen insbesondere auf dem Abbau organischer Stoffe durch Ciliaten, auch im Hinblick auf die biologische Überwachung der Gewässergüte von Oberflächengewässern. Durch die Veröffentlichungen der saprobiologischen und autökologischen Befunde zu den Ciliaten erlangte er die Aufmerksamkeit in der internationalen Fachwelt der angewandten Limnologie, in der damals der Ablauf der Selbstreinigung in Gewässern und die Entwicklung neuer Methoden zur Gewässerbeurteilung intensiv diskutiert wurden. Ciliaten spielen bei diesen Vorgängen eine wesentliche Rolle. Vertiefende Untersuchungen zum Abbau organischer Substanzen in Gewässern blieben sein bevorzugtes Forschungsthema der frühen universitären Jahre.
Die Zeit der aktiven eigenen limnologischen Forschungstätigkeit war auch geprägt von einer intensiven Reisetätigkeit im Rahmen von Forschungsaufträgen der WHO, des Internationalen Biologischen Programms, zu nationalen und internationalen Tagungen sowie Expertentreffen. Diese Reisen dienten aber vor allem dem persönlichen und nachhaltigen Austausch mit Kollegen aus der damaligen abwasserbiologischen Wissenschaftsszene, die heute noch jeder „ältere“ Limnologe kennt (Sladecek, Liebmann, Caspers, Elster, Ohle, Uhlmann, Bringmann, Kühne, Huet, Hynes, Fjerdingstadt etc.).
Als Leiter des Instituts für landwirtschaftliche Zoologie und Bienenkunde kamen neben limnologischen Fragestellungen Themen der terrestrischen Ökologie in erheblichem Umfang hinzu. Eine besondere Rolle spielten dabei Arbeiten zum konventionellen und alternativen Landbau aus Sicht der Ökologie.
Mit Zunahme der Lehrverpflichtungen und weiteren universitären Aufgaben traten eigene wissenschaftliche Forschungen in den Hintergrund bzw. verlagerten sich in die schon am Zoologischen Institut gegründete Hydrobiologische Arbeitsgruppe seiner Studenten. In dieser Arbeitsgruppe wurden viele gewässerökologische Fragestellungen und eine Vielzahl von Gewässern im engeren und weiteren Umkreis von Bonn bis zum Bayrischen Wald, auf die Isola del Giglio und auf Gomera untersucht.
Ein wichtiges Anliegen Hartmut Bicks war der Transfer wissenschaftlicher Ergebnisse in die praktische Anwendung und eine an ökologischen Fakten und Erkenntnissen orientierte Umweltpolitik. Schon 1961 begann eine Beratertätigkeit bei der WHO. Von 1972 bis 1981 gehörte er dem Sachverständigenrat für Umweltfragen der Bundesregierung an, ab 1978 als dessen Vorsitzender. In diesem Zeitraum war der hohe Verschmutzungsgrad der Gewässer durch Einleitung ungeklärter Abwässer ein drängendes Problem und wurde im Sachverständigenrat intensiv in drei Gutachten bearbeitet, darunter das Sondergutachten „Umweltprobleme des Rheins“ und das „Nordseegutachten“. Die vom Rat empfohlene Abwasserabgabe wurde schließlich 1978 eingeführt. Von 1981 bis 1992 war er Mitglied und langjähriger Vorsitzender des Beirats für Naturschutz und Landschaftspflege, zuerst im Bundeslandwirtschaftsministerium, seit 1987 im Bundesumweltministerium. Weitere Aktivitäten erfolgten von 1976 bis 1985 im UNESCO-Programm „Der Mensch und die Biosphäre (MAB)“. Ende 1979 übernahm er außerdem den Vorsitz einer vom Bundesinnenministerium und vom Bundeslandwirtschaftsministerium gemeinsam berufenen Steuerungsgruppe "Projektgruppe Aktionsprogramm Ökologie", der die Aufgabe gestellt wurde, die Situation im Umweltschutz unter dem Gesichtspunkt langfristiger praktischer Maßnahmen zu analysieren.
Hartmut Bick wurde von Kollegen und Studenten wegen seines unprätentiösen Auftretens, seines direkten, aber stets respektvollen Umgangs mit anderen Menschen, seiner Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses und seines universellen Wissens hochgeschätzt. Insbesondere durch seine Lehrtätigkeit (Vorlesungen, Exkursionen, Betreuung von Diplom- und Doktorarbeiten) verstand es, andere für die Ökologie und den Erhalt der Umwelt zu begeistern und zu motivieren. Seine ehemaligen Absolventen haben das bei ihm erlernte und erarbeitete Wissen in die Praxis des Natur- und Umweltschutzes eingebracht. In Bundes- Landes- und Kommunalbehörden, Wasserverbänden, Universitätsinstituten, Planungsbüros und im industriellen Umfeld taten sich breite Wirkungsfelder auf.
Forschung und Lehre von Hartmut Bick ist in über 260 Abschlussarbeiten (Staatsexamens- und Diplomarbeiten, Dissertationen, zwei Habilitationsschriften) und einer großen Anzahl von Publikationen dokumentiert. Stellvertretend sei hier das Lehrbuch Hartmut Bick (1989): Ökologie, Grundlagen, terrestrische und aquatische Ökosysteme, angewandte Aspekte, erschienen im Gustav Fischer Verlag, erwähnt.
Darüber hinaus wurde Hartmut Bick auch dem nicht wissenschaftlichen Publikum durch vielfältige Vorträge, auch im Rundfunk, zum Thema Ökologie, Naturschutz und Umwelt bekannt.
MariaDommermuth, GabiMickoleit und FranzSchöll
Literatur
Ein Nachruf mit ausführlicher Beschreibung des wissenschaftlichen Werdegangs von Hartmut Bick einschließlich der Liste der von ihm publizierten Literatur und den betreuten Dissertationen findet sich in: Brocksieper, I., Brocksieper R., Caspers N. & M. Dommermuth (2025): Nachruf auf Prof. Dr. Hartmut Bick (20. August 1929 - 28. November 2024) Rückblick auf sein Leben und Würdigung eines außergewöhnlichen wissenschaftlichen Lebenswerks, Decheniana 138. 7-22.
